Vita

Reinhard Böß

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Reinhard Böß wurde 1930 in Hamburg geboren und verstarb dort 2014. Er studierte Schulmusik, Viola, Komposition, Oboe, Theologie, Kirchenmusik und Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik in Hamburg; seine erste Examensarbeit 1954 war „Der Kanon im Instrumentalschaffen J. S. Bachs“. 1969 wurde er zum Aufbau eines Musikzuges als Musiklehrer an das Albert-Schweitzer-Musikgymnasium berufen. Um den Schülern musikalische Strukturen nahezubringen, arbeitete er häufig auch mit Graphiken. Darüber hinaus war Reinhard Böß in verschiedenen Kirchengemeinden als Kantor und Organist tätig. Zudem unterrichtete er seit 1973 an der Musikhochschule Lübeck als Dozent für Gehörbildung, Musiktheorie, Generalbass, Satzlehre und Improvisation. 1983 folgte seine Promotion mit dem Titel „Musik hören und sehen. Möglichkeiten graphischer Hörhilfe als bewußtmachende Ergänzung zur traditionellen Notation von Musik“. 

 

Seine Forschungsergebnisse wurden unter dem Titel „Stimmentausch und Spiegelungstechniken in Kanons von J. S. Bach“ 1985 im Kongressbericht der Gesellschaft für Musikforschung veröffentlicht. Seit 1990 widmete er sich verstärkt der Forschung über J. S. Bachs Werke, 1991 folgte die Veröffentlichung des Text- und Notenbandes „Die Kunst des Rätselkanons im Musikalischen Opfer“. Im Jahre 1996 erschien sein Titel „Verschiedene Canones … von J. S. Bach BWV 1087“ mit einer Fülle sinnreicher kontrapunktischer Kombinationslösungen. Darüber hinaus bereicherte er die Fachwelt durch das Buch „Die ungleich schwebende Originalstimmung von Johann Sebastian Bach – Das wohl tem perirte Clavier“ mit umfangreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich Stimmtonhöhe a‘ = 435 Hz, die Bach/Böß-Stimmung, sowie der durch Tonartenverwandtschaft und Chiasmus bestimmten Reihenfolge der Präludien und Fugen. 

 

Ferner hielt er diverse Vorträge in der Musikhochschule Stuttgart, anlässlich der Bachwoche Ansbach, in verschiedenen Kirchen und der Katholischen Akademie in Hamburg u.a. über „Das Musikalische Opfer als Ars Canonica“, „Die Canons der Goldbergvariationen und sein Verhältnis zu Zahlen“, „Verschiedene Canones … von J. S. Bach“ sowie „Die ungleich schwebende Originalstimmung von Johann Sebastian Bach – Das wohl tem perirte Clavier“. Diverse Konzerte unter anderem mit dem Ensemble Resonanz, dem Ensemble Sonnerie und eine CD-Aufnahme der Rätselkanons des Musikalischen Opfers mit dem Linos Ensemble als Live Mitschnitt "Köthener Bachfesttage" erschließen die genialen Erkenntnisse der Bachforschung von Reinhard Böß der an unkonventionellen Lösungen interessierten Hörerschaft, da Strukturverschlüsselung, Zahlenkombinatorik und vollkommener, reiner Klang in allen Tonarten des „Wohl tem perirten Clavier“ gleichermaßen überzeugen.

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